Zur Rolle der
Ev.-Luth. Landeskirche Braunschweig
bei der Vernichtung von Wald im Querumer Forst
- Von der Verlängerung der
Start- und Landebahn des Flughafens Braunschweig-Wolfsburg für
den Hauptnutzer Volkswagen AG sind laut Planfeststellungsbeschluss
90 ha des Querumer Forsts im Norden Braunschweigs betroffen.
- Der größte Teil des
Querumer Forst gehört der Stiftung Braunschweigischer
Kulturbesitz. Laut Auftrag
(link gone) soll die Stiftung die kulturellen und historischen
Belange des ehemaligen Landes Braunschweig bewahren.
- Prof. Dr. Friedrich
Weber, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche
Braunschweig, ist einer der Vizepräsidenten
(link gone) der Stiftung.
- Am 6.1.2010 wird
zwischen der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und der
Flughafen Braunschweig-Wolfsburg GmbH ein Erbbaurechtsvertrag
über den für den Flughafenausbau benötigten Teil des Querumer
Forsts geschlossen.
- Am 7.1.2010 berichtet
die Braunschweiger
Zeitung über den Abschluss des Erbbaurechtsvertrags. Am
gleichen Tage antwortet Bischof Weber einer Gruppe von
Fragestellern nach den Umständen des Vertragsabschlusses des
Erbaurechtsvertrags: „Ich habe
wie Sie erst aus der Zeitung von dem Erbbaurechtsvertrag
erfahren“.
- "Beim Empfang der
Bürgerinitiativen im Landeskirchenamt Wolfenbüttel am 7. Januar
2010 war es dem Landesbischof Prof. Dr. Weber wichtig,
darauf hinzuweisen, dass der Zeitungsbericht vom Vortag falsch
ist, wonach er am Beschluss seitens der Stiftung, das
Erbbaurecht für die Erweiterungsflächen für den Flughafenausbau
hinzugeben, mitgewirkt hätte. Er
sei überhaupt nicht mit dem Vorgang befasst worden und
habe auch von der Vertragsunterzeichnung zwischen Stiftung
Braunschweigischer Kulturbesitz und Flughafengesellschaft erst
aus der Zeitung erfahren" (Braunschweiger
Zeitung vom 7.1.2010)
- Am 15.2.2010 teilt der
Direktor der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz jedoch
überraschend mit: „Angesichts der damals schon zu erwartenden
öffentlichen Diskussion über das Vorhaben selbst und den
betreffenden Erbbaurechtsvertrag hat der Direktor allerdings im
Vorfeld seiner Entscheidung den Stiftungsrat
über den Vorgang unterrichtet.“ Bischof Weber ist
Mitglied des Stiftungsrats
(link gone).
- In der Folge beauftragt
die Stiftung die Schöppenstedter Baumfäll-Firma Rex unter
Aufsicht des Stiftungsförsters Röker mit der Rodung und lässt
somit ihren eigenen Wald abhacken.
- Margot Käßmann, die
seiner zeitige Ratsvorsitzende der EKD, sagt in ihrer
Neujahrsbotschaft 2010: "Nichts
ist
gut in Sachen Klima, wenn weiter die Gesinnung vorherrscht:
Nach uns die Sintflut! Da ist Erschrecken angesagt und Mut
zum Handeln, gerade nach dem Klimagipfel in Kopenhagen." Um ein
diesbezügliches Wort zur Waldabholzung in Braunschweig gebeten,
lässt sie am 18.1.2010 jedoch mitteilen, sie sei derzeit viel
dienstlich unterwegs und habe die Bitte an Prof. Weber
weitergeleitet.
- Der derzeitige
Ratsvorsitzende Schneider
meint: "Die evangelische Kirche vermisse "Dynamik, Klarheit und
Verbindlichkeit" in der Beantwortung der großen Zukunftsfrage,
wie die Wirtschaft in den Dienst des Menschen gestellt und in
Einklang mit den natürlichen Rahmenbedingungen einer endlichen
Welt gebracht werden könne". Auf die Bitte um ein Wort zur
Waldabholzung im Querumer Forst teilt Schneider am 16.12.2010
schriftlich mit: "Die Frage der Bewahrung der Schöpfung ist ohne
Frage eine der großen Herausforderungen, vor denen wir heute
stehen" und verweist ansonsten an Prof. Weber.
- Nun, da der betroffene
Wald für einen höchst zweifelhaften Zweck vernichtet worden ist
und so, als ob nichts gewesen wäre, heißt es seitens der
ev.-luth. Landeskirche Braunschweig am 7.9.2012 in der
online-Ausgabe der Braunschweiger
Zeitung: "Bischof
Weber
warnt vor Ausbeutung der Natur"!
Ist
die Ev.-luth. Landeskirche Braunschweig also eine kapital-getriebene
Anstalt im Geflecht von Politik und Wirtschaft mit deutlich
gezeigter Ignoranz der sie um Hilfe anrufenden Betroffenen? Dazu
passt, dass ausgerechnet auch noch der Braunschweiger Domprediger Hempel
sozusagen als Begleitmusik nach einer Kulturabgabe ruft!
Praktizierte Ethik und Moral im kirchlichen Bereich sind offenbar
nur noch in den bürgernahen Ortskirchen beheimatet. Sie sind die
einzigen, die im Sinne des Erhalts der Umwelt, der Natur und der
natürlichen Lebensgrundlagen den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern
Trost und praktischen Beistand gewährt haben und dies auch weiterhin
tun.
14.09.2012