Darum läuten die Glocken!
Leserbrief des Kirchenvorstandes von St. Peter und Paul, Bevenrode
Seit
einiger Zeit läuten in unseren Gemeinden gegen 15.00 Uhr die
Kirchenglocken. Für einige Bürgerinnen und Bürgern ein „Unding“, für
viele andere eine große Hilfe in der Besinnung. Grund für das Läuten
ist der Beginn des Flughafenausbaues, der mit der Abholzung der
notwendigen Flächen seinen Anfang nahm. Folgen wird die Sperrung der
Grasseler Straße, ohne vorher hinreichend über eine alternative
Verkehrsführung nachgedacht zu haben. Wenn ein Mensch stirbt, dann
läuten für den Verstorbenen die Glocken – warum sollen sie nicht
läuten, wenn Tausende von Bäume sterben müssen. Wenn Lebensqualität
durch Straßensperrung verloren geht – warum sollen dann nicht die
Glocken läuten. Schon in der Schöpfungsgeschichte steht „Und Gott
sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe,
und fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder nach seiner Art Früchte
tragen, in denen ihr Same ist. Und es geschah so. (1. Buch Mose 1, Vers
12)“. Es ist also kein Läuten gegen den Flughafenausbau, sondern ein
Läuten zum Gedenken an das was gerade passiert - es ermöglicht den
Menschen inne zu halten - übrigens völlig unabhängig von Konfession
oder Glaubensrichtung.
Leider wollen es aber einige wenige Menschen in
unseren Ortsteilen nicht als solches erkennen, sondern sie halten es
für ein „Protestgeläut“. Richtig ist allerdings auch, dass erst durch
den Beginn des Abholzens des Waldstückes viele Menschen begriffen haben
was hier eigentlich passiert. Sie erkennen erst jetzt, dass Lebensraum
für viele Tiere verloren geht, sie erkennen erst jetzt, dass ein Stück
Lebensqualität durch die Sperrung der Grasseler Straße verloren geht.
In der Braunschweiger Zeitung kann man dann lesen, die Kirche sorge
dafür, dass die Bevölkerung gespalten wird. Sicher spaltet der
Flughafenausbau die Gegner und Befürworter. Aber nicht die Kirche
spaltet, sondern sie ist es, die zum Dialog aufgerufen hat. Leider
wurden dann aber alle Versuche der Kirche zum Dialog nicht aufgenommen.
Das finden wir sehr schade! Auch dem letzten Versuch unseres
Landesbischofs Weber, die Länge der Landebahn zu verkürzen, wurde in
keiner Weise Gehör geschenkt - ganz im Gegenteil wurde er dafür in der
Braunschweiger Zeitung stark kritisiert. Auch an diesem Verhalten des
Landesbischofs sieht man, dass Kirche die Menschen zusammenführen möchte –
bei der Politik ist das in dieser Angelegenheit leider nicht der Fall.
Zum
Schluss möchten wir noch anmerken, dass die Kirchenvorstände Waggum und
Bevenrode in einer gemeinsamen Sitzung einstimmig für das Glockengeläut
gestimmt haben. Dieses haben wir getan mit dem Glauben zu Gott, und
deswegen schließen wir diesen offenen Brief mit einem Bibelzitat. „So
sei euch nun kundgetan, liebe Brüder, dass euch durch ihn Vergebung der
Sünden verkündigt wird, und in all dem, worin ihr durch das Gesetz des
Mose nicht gerecht werden konntet“. Apg, 13, 38
Detlef Gafert für den Kirchenvorstand Bevenrode