Der
Wald ist weg
Ungläubig erleben wir seit zwei Wochen die Abholzung eines
Naturschutzgebietes vor der eigenen Tür im Querumer-Forst.
- Erstritten vor Gericht von Rechtsanwälten aus München, deren
Stundenhonorar bei 800 € liegt,
- gewünscht von Politikern und Ratsherren, die jeglichen
Kontakt zu den Bürgern verloren haben,
- durchgeführt von der Flughafengesellschaft, die die gesamte
Fläche auch zubetonieren ließ, wenn man ihr denn nur einen Auftrag
erteilen würde.
Ich hadere nicht mit der Rechtmäßigkeit des Ausbaus, wohl aber mit
der Sinnhaftigkeit und vor allen Dingen mit der Verhältnismäßigkeit.
Dürfen einige wenige Profiteure des Ausbaus, wie Volkswagen und das
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, tatsächlich Tausende von
Anwohnern, Schulkindern, Grundstückseigentümern, Naturfreunden usw.
einen solchen Schaden zufügen? Anscheinend ja, sogar mit gerichtlichem
Segen.
Die Wut und gleichzeitig die Hilflosigkeit der Ausbaugegner ist bei
jedem Waldspaziergang zu spüren. Gleichzeitig gibt es in einer immer
kälter werdenden Gesellschaft so etwas wie Gemeinsamkeit. Unabhängig von
den Zielen, ob Ostumfahrung, Walderhalt oder Nichtenteignung, besteht
das gemeinsame Ziel, den Unsinn des Ausbaus zu verhindern.
Das ist ein gutes Zeichen. Ich selbst schäme mich für all die Jahre der
Untätigkeit. Mein Beitrag zum Ausbau ist meine Passivität. Während
clevere, rücksichtslose Politiker die Weichen gestellt haben, habe ich
mich um private Belange gekümmert. Lassen Sie uns gemeinsam ein Zeichen
setzen. In der Braunschweiger Zeitung wird von einer breiten Mehrheit
der Bevölkerung für den Ausbau gesprochen. Das stimmt nicht.
Informieren Sie sich bei den Treffen der Initiativen, im Internet
(www.braunschweig-online.com) oder besser noch, Sie sehen sich die
gerodete Fläche im Wald selbst an.
Ich habe das Glück in einem freien Land zu leben. Um aber nicht wie ein
Schaf zur Schlachtbank geführt zu werden, muss ich mich einmischen, muss
meine Meinung laut und deutlich kundtun.
Tun Sie das auch.
Herzlichen Dank an Pfarrer Dedekind, mir den Platz für diese Zeilen
einzuräumen.
Henning Jenzen